KI IN DER ARZNEIMITTELENTWICKLUNG
"Reinforcement Learning" unterstützt heute schon Chemiker:innen in der Arzneimittelentwicklung. Die Algorithmen helfen dabei festzustellen, ob entdeckte Moleküle tatsächlich im Labor synthetisiert werden können.
Bemerkenswert ist, dass es mittlerweile sogar ein ML-Modell gibt, dass den chemischen Syntheseplan vollständig autonom erstellen kann und so die Arbeitsabläufe in der Arzneimittelentwicklung beschleunigt. Das Modell wurde auf Millionen von Reaktionen trainiert, die in US-Studien gemeldet wurden. Erste Tests zeigen, dass das Modell 10 % genauer ist als die besten Chemiker:innen.
Typischerweise lernen Deep-Learning-Verfahren aus 2D-Eingabedaten. In der Chemie und Biologie, gerade wenn es um chemische Eigenschaften und die Verbindung von Atomen geht, wird derzeit vermehrt auf Graphische Neuronale Netze (GNNs) gesetzt, die auf die Verarbeitung von 3D-Daten ausgelegt sind. Tatsächlich gibt es schon einen praktischen Nutzen daraus. So hat ein GNN Modell, das auf empirischen Daten von Molekülen und Antibiotikatoxizität trainiert wurde, in virtuellen Untersuchungen ein strukturell anderes Antibiotikum, Halicin genannt, gefunden. Fun Fact! Halicin wurde nach HAL, dem fiktiven Computer aus "Odyssee im Weltraum", benannt.
Das Besondere ist, dass das Antibiotikum allein von einer KI entdeckt worden und die Wirksamkeit so ungewöhnlich und effizient ist, dass es in Tests an Labormäusen sogar gegen multiresistente Bakterien gewirkt hat. Aktuell ist es noch nicht zugelassen, aber präklinische Studien sind geplant. Es hat sich gezeigt, dass Graphische Neuronale Netze spürbar weniger Fehler in der Vorhersage chemischer Eigenschaften machen, was sie in der Skalierung von Molekularstrukturen in der Arzneimittelentdeckung ein echter Mehrwert sein lässt.